Toskana 2007

12. - 19.5.2007

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Vor ewigen Zeiten haben Angie und ich den Entschluss gefasst, die Toskana zu bereisen. Nun sollte es also endlich soweit sein.

Am Samstag, den 12.5.2007 um 5 Uhr morgens wurde Angie von ihrem Roland bei mir abgeliefert. Wir verstauten Unmengen an Gepäck und Lebensmitteln in meinem Auto und kurz nach 5 Uhr ging es los.
Wir fuhren die A2, dann durch den Semmering-Tunnel und durch die Steiermark nach Kärnten, passierten die Grenze und weiter ging es die Autobahn durchs Kanal-Tal.
In Noventa di Piave gab es einen kurzen Aufenthalt, weil ich mir dort bei der Fa. „Sepa-Diver“ einen Tauchanzug anmessen ließ. Dann ging die Fahrt weiter über Bologna Richtung Modena. Wir wollten die Autobahngebühren sparen und dachten, dass wir über die gebührenfreie Strasse auch ans Ziel in Bagni di Lucca kommen würden. In Modena fuhren wir von einer Baustelle in die andere, aber nach ca. 90 Minuten waren wir doch auf dem richtigen Weg. Allerdings war unsere Wahl keine gute, denn erstens sind die Beschilderungen in Italien nicht gar so toll, andererseits war der Samstagsverkehr ein Wahnsinn und die Fahrkultur der Italiener sowie wilde Motorradfahrer raubte uns die Nerven.
Gegen 19 Uhr waren wir endlich am Ziel – in Ponte di Serraglio beim Ristaurante „Bruno“ wurden wir von Vera Tardelli in Empfang genommen, die uns für die kommende Woche ein kleines Häuschen vermietet hatte. Wir fanden das Angebot im Internet, für eine Woche verlangte sie € 420,--. Unser Quartier befand sich ca. 20 km nördlich von Lucca in den Bergen. Das Haus war entzückend und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und der Garten mit einem übervollen Kirschbaum lud zum Relaxen ein.
Wir waren todmüde, haben aber nach anfänglichen Schwierigkeiten – der Korkenzieher gab seinen Geist auf – die von Vera bereitgestellte Falsche Prosecco geleert.

Am Sonntag, den 13.5.2007 war um 9 Uhr Tagwache und wir konnten unser Frühstück im Garten genießen. Da uns die Autofahrt noch in den Knochen steckte, haben wir die Idee, unsere Ausflüge mit dem Zug zu absolvieren in die Tat umgesetzt und sind um 12.20 Uhr von Bagni di Lucca nach Lucca gefahren. Dort haben wir uns kurz mit Angies Schwester getroffen, die diese Woche mit Mann und Freunden in Massarosa verbringt.
Am Bahnhof haben wir bei einem sehr netten – auch optisch ansprechenden – Bahnbeamten Tickets nach Pisa und Florenz erworben und dann spazierten wir durch die Stadt.
Lucca ist die Hauptstadt der Provinz Lucca. Sie liegt im Tal des Flusses Serchio ca. 20 km nordöstlich von Pisa und 20 km östlich der toskanischen Küste. Ihre Befestigungsanlagen werden von 4 Toren durchbrochen, die 1504 begonnen und 1645 fertig gestellt wurden und die lange zu den bemerkenswertesten Italiens zählten. Sie sind heute noch gut erhalten und tragen eine von Bäumen gesäumte Promenade.
Wir haben den Dom San Martino besichtigt und der Kirche San Michele einen Besuch abgestattet. Anschließend sind wir durch die engen Gassen geschlendert, sind die noch zur Gänze erhaltene Stadtmauer ein Stück entlang spaziert und konnten so schöne Blicke auf die Altstadt mit ihren Fassaden und Gärten werfen.
Um 16.20 Uhr fuhren wir mit dem Zug zurück und bummelten kurz durch „Ponte di Serraglio“. Gegen 17.30 Uhr waren wir zurück in unserem Häuschen und konnten für eine knappe Stunde die Sonne auf unsere Haut scheinen lassen. Während Angie gekocht hat (Tortellini mit Sugo) habe ich meinem Auto die Scheiben geputzt.
Das Abendessen konnten wir auch im Garten verspeisen und bald war dieser sonnige und heiße Sonntag Geschichte.

Der Montag, der 14.5.2007 begann bereits um 6.30 Uhr. Wir fuhren mit dem Zug um 7.45 Uhr nach Lucca. Dort wurde ich von 6 Carabiniere beamtshandelt, weil ich für ein Foto die Gleise überschritten hatte. Da ich der italienischen Sprache nicht mächtig bin, habe ich die Hinweistafeln auf die sehr versteckte Bahnunterführung nicht deuten können. Es blieb aber bei einer Verwarnung und meinem Versprechen, so etwas nie wieder zu tun. Um 8.30 Uhr fuhren wir weiter nach Florenz, Es war ein Pendlerzug und wir beide waren und sind dankbar, dass wir nicht tagtäglich in die Arbeit pendeln müssen. Kurz nach 10 Uhr starteten wir unsere Tour. Beim Dom schossen wir unsere ersten Fotos und dann gab es erstmal eine Espresso-Pause. Frisch gestärkt bummelten wir weiter zur Ponte Vecchio. Die Brücke dient seit dem 16. Jahrhundert als Einkaufspassage – vorerst waren es Fleischhauer, jetzt errichten ausschließlich Juweliere dort ihre Läden. Weiter ging es zum Palazzo Pitti. Wir dachten, dass so wie die Uffizien auch dort montags geschlossen ist, umso mehr waren wir überrascht, dass der Eintritt kostenlos war. So konnten wir einige Prunkräume besichtigten und auch den wunderschönen Park (die Boboli-Gärten) bestaunen. Wir kehrten wieder auf die andere Seite des Arno zurück und statteten dem Dom und dem Baptisterium einen Besuch ab. Der Turm mit seinen 414 Stufen wurde von uns nicht bestiegen, auch deshalb, weil dafür € 6,-- zu berappen gewesen wären. Michelangelos „David“ durfte natürlich auch nicht fehlen. Um 18.08 Uhr fuhren wir mit dem Zug wieder nach Lucca, wo wir Dank einer falschen Auskunft aufs falsche Gleis geschickt wurden. Prompt haben wir unseren Anschlusszug verpasst und mussten eine Stunde warten. Der Eissalon gleich beim Bahnhof in Lucca hat aber sehr gutes Eis, speziell Ananas und Melone sind zu empfehlen – besonders an so sonnigen und heißen Tagen – und so wurde die Warterei ein bisschen versüßt. Gegen 21.30 Uhr waren wir dann zurück und konnten die hungrigen Mägen füllen.

Auch am Dienstag, den 15.5.2007 war um 6.30 Uhr Tagwache. Wir fuhren mit dem Zug um 8.15 Uhr nach Pisa, wo wir kurz nach 9 Uhr angekommen sind. Das Wetter präsentierte sich mit vielen Wolken, kühl und sehr windig. Immer wieder zogen Regenschauer durch. Wir ließen uns aber nicht abschrecken und nach einer Tee/Espresso-Stärkung standen wir bald staunend vor dem Schiefen Turm. Der Turm war als freistehender Glockenturm für den Dom geplant. Die Grundsteinlegung des Turms erfolgte am 9. August 1173. Als gerade die drei unteren Stockwerke fertig waren, hatte der Turm bereits eine gewaltige Schräglage Richtung Südosten, woraufhin der Bau für rund 100 Jahre unterbrochen wurde.
Die nächsten vier Stockwerke wurden dann anders weitergebaut, um die Schräge auszugleichen. Nach erneuten Baustopps war 1372 auch die Glockenstube vollendet.
Der 54 m hohe Turm hat sieben Glocken, die aber längere Zeit wegen der Einsturzgefahr nicht läuten durften und besteht aus 14.200 Tonnen weißem Carrara Marmor.
Die € 15,-- für die Turmbesteigung haben wir uns gespart, nicht zuletzt auch deshalb, weil an der Kassa für das bezahlen mit einem € 100,-- Schein Gebühren von € 2,-- eingehoben wurden. Wir haben unser letztes Kleingeld zusammengekratzt und nur € 6,- für Dom und Baptisterium bezahlt. Der Dom ist imposant, prunkvoll und wunderschön. Leider war es uns aufgrund der unzähligen Touristen nur eingeschränkt möglich, die Einzelheiten länger in Augenschein zu nehmen. Das Baptisterium ist eher schmucklos, aber dennoch die größte Taufkirche der christlichen Geschichte.
Das Wetter ließ immer mehr zu wünschen übrig und so sind wir gemütlich zum Bahnhof spaziert und um 15.20 Uhr mit dem Zug wieder nach Bagni di Lucca gefahren.
Ein kurzer Stopp im Supermarkt und dann konnte Angie so richtig aufkochen. Sie verwöhnte uns mit Kasnocken und Salat, welche wir uns richtig schmecken ließen.
Den grauen Wolken ringsum und der kühlen Temperatur verdanken wir einen gemütlichen Fernsehabend.

Auch am Mittwoch, den 16.5.2007 war um 7 Uhr Tagwache.
Wir sind um 8 Uhr losgefahren – unsere Absicht ist, die südlichere Toskana kennen zu lernen. Unser erster Halt ist Volterra. Die moderaten Preise fürs Parken im Parkhaus (€ 3,-- für 2 Stunden) haben uns mehr als überrascht. Volterra gilt als eine der schönsten Städte der Toskana. Der Kern der heutigen Stadt liegt auf einem 550 m hohen Bergrücken im ''Val di Cecina'' inmitten einer kargen, zerfurchten Hügellandschaft und ist ein Zentrum der Alabasterverarbeitung. Nach einem Rundgang und einer kurzen Rast fuhren wir weiter. Unser nächstes Ziel war San Gimignano. Der Hügel, auf dem der Ort erbaut wurde, soll bereits von den Etruskern besiedelt worden sein und ist weltberühmt wegen der hohen Anzahl seiner erhalten gebliebenen Geschlechtertürme sowie wegen seines fast unveränderten mittelalterlichen Aussehens. Seit 1990 gehört die historische Altstadt von San Gimignano zum Weltkulturerbe. Bei einem Streifzug konnten wir eine herrliche Aussicht auf die umgebende Landschaft bewundern und entzückende Plätze finden.
Weiter ging es nach Montalcino. Über viele Kurven erreichten wir den Ortskern inmitten von Weinbergen. Hier wird der „Brunello“ angebaut, einer der teuersten Spitzenweine Italiens.
Da der Abend näher rückt, haben wir uns auf Zimmersuche begeben. In Montalcino allerdings ohne Ergebnis. Wir wollten unser Glück bei einem der zahlreichen Weingüter versuchen und bogen zielstrebig in die Weingärten ab. Diesen Entschluss sollten wir bald bereuen, denn plötzlich standen wir mitten in den Weinbergen in einem gewaltigen Wolkenbruch. Nach einigen Irrfahrten begegnete uns ein Auto und eine Frau bot uns ein Zimmer für eine Nacht – wir sollten ihr folgen. Die gute Frau fuhr jedoch dermaßen rasant, dass wir sie nach kurzer Zeit aus den Augen verloren haben und wieder keine Bleibe für die Nacht hatten. Letztendlich haben wir ein Zimmer im Hotel „Palazzuolo“ in San Quirico d’Orcia gefunden, mit Frühstück um € 50,--/Kopf. Wir gönnten uns ein 4-gängiges Menü, Angie bekam Unmengen an Gemüse und Salat serviert. Die bestellte Flasche Weißwein war so halbwegs trinkbar, fand sich wider Erwarten jedoch nicht auf der Rechnung. Nochmals ein Danke dem Hotel.

Das Frühstück wurde uns am Donnerstag, den 17.5.2007 um 8 Uhr serviert und eine Stunde später brachen wir auf. Bei Sonnenschein erreichten wir Montepulciano. Die Stadt liegt südöstlich von Siena zwischen dem Val di Chiana und dem Val d'Orcia auf der Kuppe eines rund 600m hohen Hügels und ist von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Der dort gekaufte Wein war zwar nicht billig, aber durchaus trinkbar. Obwohl ich mir schon einen besseren Tropfen um diesen Preis gewünscht hätte. In einem Schanigarten sitzend konnten wir beobachten, wie ein Häftling in Handschellen dem Gericht vorgeführt wurde.
Die Fahrt ging weiter durch die „typische“ Toskana, wie man sie aus Filmen und von Bildern kennt - Hügel, Weingärten, Zypressen, dazwischen alte Steinhäuser.
Dann mussten wir uns entscheiden: Siena oder Chianti-Gebiet. Wir entschieden uns für die Landschaft und fuhren los. In Sinalunga haben wir dank der schlechten bis nicht vorhandenen Beschilderung einen Polizisten um den weiteren Weg gefragt. Dieser hat uns wort- und gestenreich beschrieben, wie wir wo fahren sollten –wir konnten aber seinen italienischen Ausführungen nicht folgen. Nach einigen Fehlversuchen waren wir dann doch auf dem richtigen Weg und bot sich ein Lokal für einen Imbiss an. Wir nützten die Pause, um eine Lasagne für mich und eine toskanische Suppe (Kohl, Bohnen, Karotten) für Angie zu bestellen. Naja, der Magen hatte eine Beschäftigung.
In Greve in Chianti machten wir noch mal einen kurzen Stopp, allerdings war der Ort eher nichts sagend. Lediglich der Hauptplatz mit seinen Arkaden lockt mit sündteuren Geschäften.
Die Rückfahrt war dann doch recht langwierig und um 21.30 Uhr sind wir wieder wohlbehalten in unserem Häuschen angekommen.
Nach einem Imbiss und einem kalten Bier sind wir bald erschöpft in die Polster gesunken.

Am Freitag, den 18.5.2007 haben wir tief und fest bis 9 Uhr geschlafen. Nach dem Frühstück sind wir nach Viareggio gefahren – wir wollten ans Meer. Doch zuerst mussten wir einen Berg bezwingen, mit vielen steilen Kurven. Der Strand präsentierte sich typisch italienisch. Sonnenschirme und Liegen in Reih und Glied, dazwischen ein kleines Fleckerl öffentlicher Strand. Und menschenleer! Die Sonne lachte zwar vom Himmel, aber kalter Wind ließ keinen Badetag zu. Auf der Dachterrasse eines Strandlokales ließen wir uns einen Espresso, 2 Cola und einen Donut um sagenhaft günstige € 4,80 schmecken. Anschließend wurde das Auto einer gründlichen Wäsche unterzogen, um die Spuren unseres Ausfluges in die Weinberge zu beseitigen.
Den Nachmittag verbrachten wir bei Sonnenschein in „unserem“ Garten. Angie war todesmutig im Pool, mir war er bei geschätzten 18 Grad C einfach zu kalt.
Am Abend wurden die ersten Sachen gepackt und bereits im Auto verstaut, der restliche Abend verging mit Fernsehen.

Samstag, der 19.5.2007 - unser letzter Urlaubstag. Nach einem schnellen Frühstück nahmen wir Abschied von Fr. Vera und unserem Häuschen und brachen gegen 8.45 Uhr Richtung Heimat auf. Wir fuhren in Lucca auf die Autobahn auf und verließen sie erst wieder in Wien. Während der Fahrt gab es zwar ein paar Pausen, da wir aber noch genügend Verpflegung hatten, beschränkten wir uns während der Fahrt auf Kekse, Nüsse, Käsebrote, Chips und Getränke. Um 20 Uhr sind wir wohlbehalten und müde in Wien angekommen.
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