Türkei
2005
Zwischen Marmaris und Bodrum
3.9. - 17.9.2005
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Erste Woche
Im November 2004 sind wir mit unserem Skipper Walter einig geworden und haben die ersten beiden September-Wochen 2005 für unseren Törn fixiert. Bereits im Jänner 2005 haben wir Tickets nach Bodrum reserviert und in weiterer Folge gab es einige Törntreffen, um alle wesentlichen Dinge zu besprechen.
Am Samstag, den 3.9.2005 ging es endlich los. Helmi, Martin und meine Wenigkeit trafen uns am Flughafen in Wien-Schwechat. Nach dem raschen Check-In und dem Plündern des Duty-free-Shops in Form von Alkohol und Nikotin haben wir recht entspannt bei einem Getränk auf den Abflug gewartet. Um 17.15 Uhr hob die Boeing 737-800 von Pegasus ab. Der Flug verlief sehr ruhig, die Bordverpflegung war … na ja, der Magen hatte etwas zu tun und um 20.25 Uhr Ortszeit sind wir in Bodrum gelandet. Heftiger Wind empfing uns bereits auf der Gangway. Nach etwas langwierigen Verhandlungen konnten wir mit einem Taxi um € 90,-- den Weg nach Marmaris antreten.
Gegen 23 Uhr sind wir in der Netsel Marina in Marmaris angekommen und von Walter an Bord seiner "SY Gabriela", einer GibSea 126 (L: 13,85 m, B: 4,10 m) begrüßt worden. Da wir uns sehr viel zu erzählen hatten, sind wir erst um 03.00 Uhr in unseren Kojen verschwunden.
Am Sonntag stand gegen 9 Uhr allgemeines und langsames Erwachen bzw. Munterwerden auf dem Programm. Da am Schiff noch eine Kleinigkeit zu reparieren war, haben wir den Tag dazu benutzt, um Einkäufe zu tätigen, den Bazar zu durchstreifen und den ersten Urlaubstag zu genießen. Das Abendessen haben wir nahe der Festung eingenommen und nebenbei einen prächtigen Blick über Marmaris genossen.
Zurück am Schiff wurde der mitgebrachte Schilcher verkostet und über Witze und anderes Segler-Latein Tränen gelacht. Um 01.20 Uhr kehrte Nachtruhe ein.
Da wir alle vier rechte Langschläfer sind, begann der Montag auch erst gegen 9 Uhr. Martin, unser Schiffskoch, machte die letzten Besorgungen und während des Wasserbunkerns habe ich mich dermaßen verstolpert, dass ich einen Kniefall machte und mein rechtes Knie sofort ziemlich angeschwollen war. Da jedoch genügend kaltes Efes gebunkert war, konnte ich sofort mit der Schmerzbehandlung außen (in Form von aufgelegten kalten Dosen) und innen (als Seelentröster) beginnen. Der Abdruck vom Deck blieb mir allerdings den ganzen Törn über erhalten. Um 11.30 Uhr haben wir abgelegt. Der Wind war auf unserer Seite und so ließen wir uns nur von der Genua Richtung Ekincic ziehen.
Weil es so schön war, haben wir unser Tagesziel kurz entschlossen abgeändert und haben in der - von uns benannten "Hasenbucht" (weil auf dem Inselchen so viele Hasen hoppeln) - Baba Adasi geankert und eine Landleine ausgebracht. Martin konnte sofort seine angekündigten Kochkünste unter Beweis stellen und wurden wir von ihm mit Schafkäse im Speckmantel, Hühnerfilets, Petersilerdäpfel und Salat verwöhnt. Gegen Mitternacht war Ruhe an Bord.
Am Dienstag haben wir nach einem herrlichen Sonnenaufgang bereits um 7 Uhr abgelegt. Helmi und Martin übernahmen die Wache, so dass Walter und ich unsere Nachtruhe verlängern konnten. Gegen 10 Uhr waren dann alle an Deck und konnten wir mehrere Kriegschiffe der türkischen Flotte beobachten. Offensichtlich war ein Manöver im Gange, da am Horizont auch ein Flugzeugträger gesichtet wurde.
Um 13.15 Uhr haben wir uns in Sevce Liman an eine Boje gelegt und mussten über Aufforderung auch eine Landleine ausbringen. Durch heftigen Wind und Schwell hat es uns ziemlich durchgebeutelt.
Wir ließen uns anschliessend mariniertem Schafkäse schmecken. Der Nachmittag verging mit Schwimmen, Schnorcheln und einfach Faul sein und Urlaub genießen. Das Abendessen an Bord war wieder vorzüglich - Martin hat uns Paprikahendl und Nockerl kredenzt.
Der Mittwoch begann wieder so gegen 9 Uhr und um 10 Uhr sind wir ausgelaufen. Der Wind spielte heute mit uns Katz und Maus. Kaum hatten wir die Segel oben - Wind war weg - Segel runter - Wind war wieder da. Um 17 Uhr haben wir in Datca angelegt. Martin hat sich auf Landgang begeben und neben einem gut sortierten Supermarkt auch ein typisch türkisches Lokal ausfindig gemacht, wo wir äußert günstig und vor allem sehr gut essen waren. Da unser Liegeplatz genau vor einer Disco war, kehrte erst lange nach Mitternacht Ruhe ein.
Am Donnerstag stand für alle Ausschlafen am Programm und so sind wir erst gegen 10 Uhr aus unseren Kojen gekrochen. Es wurden noch ein paar Einkäufe erledigt und um 11 Uhr wollten wir auslaufen. Das gestaltete sich etwas schwierig, weil eine griechische Yacht unseren Anker gefangen hatte. Wir kamen aber bald los und konnten Segel setzen. Der Wind kam aus N-NW, nahm stetig zu und erreichte an die 35 Knoten. Dabei ist das Vorsegel eingerissen. Der N-NW blieb uns mit 35 Knoten erhalten, sodass das Ankermanöver vor Knidos zu einer heiklen Mission wurde. Der Anker hat nicht gehalten, die Bucht war krachend voll und so haben wir letztendlich doch am Steg angelegt und so einen einigermaßen ruhigen Liegeplatz für die Nacht gefunden. Beim immer noch heftigen Pfeifen des Windes haben wir uns mit Thunfisch-Spaghetti gestärkt und sind recht bald schlafen gegangen.
Der Freitagmorgen wurde von Martin und mir genutzt, um die Ausgrabungen von Knidos zu besichtigen. Die Stadt ist als ein Kunst- und Kulturzentrum des vierten Jahrhunderts v. Chr. bekannt. Um 10 Uhr haben wir abgelegt und bekamen den noch immer heftigen N-NW genau auf die Nase, sodass wir mit Motorkraft fahren mussten. Plötzlich und für alle unerwartet streikte der Motor! Walter hat ihn nach einiger Zeit wieder zum Schnurren gebracht, das Spielchen hat sich jedoch ein paar Mal wiederholt. Wir haben beschlossen, doch Segel zu setzen, auch auf die Gefahr hin, dass die Genua weiter reißt, denn wir mussten den Kurs nach Bodrum halten. Kurz vor der Einfahrt zur Marina mussten wir die Hilfe eines anderen Schiffes in Anspruch nehmen. Wir wurden von der "SY Tigris" in die Marina Bodrum geschleppt und wurde an der Tankstelle erst einmal überprüft, ob es am fehlenden Sprit liegen könnte bzw. die Tankuhr möglicherweise unrichtig anzeigt. Nach dem Tanken war klar - daran lag es nicht. Es wurde ein Mechaniker gerufen, der nach ca. 1 Stunde den Defekt (verstopfte Spritzufuhr aufgrund offensichtlich verunreinigten Treibstoffs) um € 70,-- beheben konnte und wir wurden an unseren Liegeplatz in der Marina gelotst. Wir wussten die Annehmlichkeiten der Marina zu schätzen, auch deshalb, weil die Sanitärräume äußerst gepflegt und zudem klimatisiert waren. Am Abend wurde in der Kombüse heimatliche Kochkunst zelebriert und ließen wir uns ein Tiroler Gröstl mit Gurken- und Paradeissalat schmecken. Gegen Mitternacht wurde die Nachtruhe eingeläutet.
Halbzeit unseres Törns war Samstag, der 10.9.2005. Während Martin und ich die Festung sowie den Bazar besichtigt und uns ein gutes sowie preiswertes türkisches Mittagessen gegönnt haben, wurde "Gabriela" von Helmi und Walter einer gründlichen Reinigung zugeführt. Offensichtlich hat die beiden diese Tätigkeit ziemlich durstig gemacht, denn nach unserer Rückkehr waren die alkoholischen Vorräte reichlich dezimiert. Der restliche Nachmittag wurde an Bord verbracht. Am Abend waren wir in unmittelbarer Nähe der Marina essen. Walter wollte eigentlich Muscheln, hat stattdessen aber gefüllte Weinblätter bekommen und für allgemeine Heiterkeit gesorgt, als er meinte "die kleinen Krautrouladen schmecken komisch". Gegen 22 Uhr haben wir Maria und Gerhard samt ihrem ortsunkundigen Taxifahrer, der die Marina nicht finden konnte, in der Nähe des Lokales aufgelesen. Der weitere Abend verlief sehr feucht-fröhlich. Martin hat erklärt, er wollt ins Dingi übersiedeln und Helmi hat ihm angeboten, dort eine Regina-Küche aufzubauen, damit unser leibliches Wohl nicht leiden muss. Um 2 Uhr hatte endlich jeder seinen richtigen Schlafplatz gefunden.
Am Sonntag wurden nach dem Frühstück noch ein paar Vorräte ergänzt und um 11.15 Uhr sind wir ausgelaufen. Nach 2 Stunden Motorfahrt haben wir in der Bucht "Kargicik Bükü" geankert. Der Nachmittag an diesem netten Platz verging mit Sonnenbaden, Schnorcheln, Schwimmen, viel reden und bei einigen von uns mit Kater kurieren. Zum Abendessen wurden wir von Martin mit Eiernockerln bekocht
Zweite Woche
Am Montag hieß es um 10.30 Uhr "Anker auf". Da auch heute kaum ein Windhauch zu spüren war, fuhren wir mit Motorkraft. Es wurde ein Badestop in einer kleinen Bucht eingelegt und um 17.30 Uhr bin ich in Cökertme am Steg von "Ibrahim" das Anlegemanöver (Boje und Heckleinen) gefahren. Ein Cockerspaniel hat mein Anlegemanöver sehr genau beäugt und mit viel Schwanzwedeln für gut befunden. Maria, Martin und ich haben einen Landgang unternommen und ein bisschen das Hinterland dieses Dorfes inspiziert. Das Essen bei "Ibrahim" war gut, reichlich und nicht teuer. Um Mitternacht war an Bord kein Laut mehr zu hören.
Der Dienstag begann um 9 Uhr. Wir haben um 10.15 Uhr abgelegt und da auch heute der Wind Pause machte, musste wieder die Maschine zu Hilfe genommen werden. Um 13.30 Uhr in "Degirmen Büku" - auch unter English Harbour bekannt - geankert und eine Landleine gelegt. Auf dem Weg zu unserem Ankerplatz konnten wir die Meerjungfrau, welche dort auf einem Felsen sitzt, bewundern. Während des Tages zogen immer mehr hohe Wolkenfelder über den Himmel. Leider konnten wir die Bucht nicht alleine für uns genießen, da nach und nach immer mehr Gulets hier vor Anker gingen. Der Nachmittag verging recht beschaulich mit Schwimmen, Faulsein und dem Genuss von Martins Köstlichkeiten in Form von gebratenen Melanzani, zweierlei Schafkäse und Fladenbrot. Am Abend wurde - sehr zum Leidwesen unseres "Cookies" - mit viel Begeisterung zu Liedern von Freddy Quinn gesungen, getanzt und gelacht. Zur Stärkung haben wir Waldviertler Würstel mit Kren und Zwiebelsenf vertilgt. Eine Sternschnuppe wurde gesichtet und natürlich sofort der eine oder andere Wunsch deponiert. Zur Geisterstunde waren alle in ihren Kojen verschwunden.
Nach einem kurzen Bad am Mittwochmorgen haben wir um 10.15 Uhr abgelegt. Vorerst unter Motor, bald jedoch konnten wir Segel setzen. Um 13.45 Uhr haben wir in "Sahli Koyu" geankert und eine Landleine gelegt. Leider konnten wir dem Thunfisch-Salat, den Martin gezaubert hatte, nicht die nötige Aufmerksamkeit widmen, da der Wind aus N-NW immer heftiger wurde. Bei Böen bis 35 Knoten hielt der Anker nicht mehr und es trieb er uns immer näher ans Ufer. So mussten wir ein erneutes Ankermanöver fahren. Dabei hat uns eine Bö erwischt und die Landleine, die wir zuvor schon vorsorglich verlängert hatten, riss mit einem lauten "Ratsch". Da es uns zu riskant erschien, erneut eine Landleine legen, haben wir in der Bucht geankert und die ganze Kette gesteckt- immerhin an die 80 Meter. So lagen wir recht sicher und hatten auch genügend Platz, um zu schwojen. Nach und nach kamen immer mehr Schiffe in die Bucht und alle mussten sich ihren Liegeplatz für die Nacht schwer erarbeiten. Unser Abendessen bestand aus Erdäpfelschmarren mit abgeratenem Kümmelbraten. Anschliessend wurden einige Pokerpartien gespielt. Helmi war heute Abend recht unglücklich. Er konnte in der Bucht das Fußball-Match Rapid - Bayern München nicht mitverfolgen! Aber der Anblick einer jungen Engländerin hat ihn ein wenig versöhnt. Nach einem Telefonat in die Heimat wussten wir, dass Rapid knapp 0:1 verloren hatte und konnten wir uns um Mitternacht zur Ruhe begeben.
Nachdem Helmi per Dingi die gerissene Landleine geborgen hatte, konnten wir am Donnerstag um 9.45 Uhr auslaufen und sind unter Motor durch das spiegelglatte Wasser gefahren. Wer hätte gedacht, dass nach dem stürmischen Ende des gestrigen Tages sich das Meer heute so ruhig präsentiert. Es wurde ein Badestopp auf offener See eingelegt, jedoch waren nur Maria, Walter und ich mutig genug, auch ins Wasser zu springen. Den anderen spukte der weiße Hai im Kopf herum und sie begnügten sich damit, uns zuzusehen, wie wir die Abkühlung genossen. Da ein Grundnahrungsmittel (Bier) an Bord auszugehen drohte, wurde kurzerhand beschlossen, wieder zu "Ibrahim" zu fahren, wo wir um 13.30 Uhr angelegt haben. Nach dem Einkauf haben wir uns entschieden, die Nacht hier zu bleiben. Zum einen zogen immer mehr Wolken auf und zum anderen hat "Ibrahim" für diesen Abend einen großen Mulatschak angekündigt. Da wir noch genügend essbare Vorräte hatten, wurde an Bord gegessen und haben Gerhard und Maria eine steirische Jause gerichtet. Wir haben uns nach einer Stegdusche die extra um € 25,-- angefertigten Crewleiberln angezogen (nicht nur diese!!!) und gegen 21 Uhr begann die Darbietung. Im Grunde war es viel Klamauk und die Kunst der 3 Musiker war auch nicht weltbewegend, aber die Stimmung war toll. Das Lokal war bis auf den letzten Platz gefüllt und wir hatten viel Spass. Walter, Martin und Helmi sind recht bald an Bord gegangen, während Maria, Gerhard und ich noch bis 02.15 Uhr unseren Spass hatten und gelacht, getanzt, gesungen und (zuviel) Wein getrunken haben.
Der Freitagmorgen bescherte uns dichte Wolken und zum Teil schwere Köpfe. Wir Frauen sind bald wieder schlafen gegangen und haben so eine Stunde Segeln versäumt - und auch, dass es mittlerweile regnet. Um 15 Uhr haben wir in der Marina Bodrum angelegt und das Wetter präsentierte sich wieder sonnig. Der restliche Nachmittag verging mit ausgiebigem Blockieren der Duschen und dem Besuch einer Cocktailbar durch Maria und mich. Das Abendessen gegenüber der Marina war zwar recht gut, jedoch der Service unter jeder Kritik. Kurz nach Mitternacht kehrte Ruhe am Schiff ein.
Samstag, unser letzter Tag, begann um 8 Uhr. Taschen wurden gepackt, das Schiff innen und außen geputzt und ein Abschieds-Efes getrunken. Um 11.30 Uhr sind Maria, Gerhard, Helmi, Martin und ich ziemlich eng und eingepfercht in einem Taxi zum Flughafen Bodrum gefahren. Während der Fahrt hat sich eine Biene ins Auto verirrt und mich sehr zielstrebig ins Dekolleté gestochen. Diese hinterhältige Attacke hat sie allerdings mit ihrem Leben bezahlt.
Nach dem raschen Check-In haben uns die unverschämten Preise am Flughafen verärgert und letztendlich hoben wir um 14.25 Uhr mit einer Boeing 737-800 von Pegasus ab. Walter begrüsste zu diesem Zeitpunkt schon eine neue Crew (die hoffentlich Nachschub in Form von Schilcher für ihn im Gepäck hatte).
Der Flug verlief recht ruhig, die Verpflegung war wie schon beim Hinflug … na ja, der Magen hatte etwas zu tun. In Wien sind wir um 15.50 Uhr bei 14 Grad Celsius und leichtem Regen gelandet. Die Raucher unter uns gönnten sich eine schnelle Zigarette, dann wurden die Taschen geholt und Abschied genommen.
Schöne zwei Wochen sind recht rasch vergangen, aber die Hoffnung auf einen neuen Törn im nächsten Jahr lebt.
Die Crew setzte sich zusammen aus:
Skipper: Walter Schweiger
Co, Finanzen, Film und Presse: Sabine Miksch
Steuermann und "Mädchen" für alles: "Helmi" Helmut Kremnitzer
Schiffskoch und Fotograf: "Cookie" Martin Zehetmayr
Masseuse: Maria Geller
Fotograf: Gerhard SedlakZurück zur Übersicht
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