Rom 2006

26.3. - 28.3.2006

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Susi hat mich am Sonntag um 05.15 Uhr abgeholt. Wir waren beide etwas verschlafen, weil heute Nacht die Uhren auf Sommerzeit umgestellt wurden und wir deshalb eine Stunde weniger Schlaf zur Verfügung hatten. Die Fahrt zum Flughafen dauerte nicht lange und nach dem Fußmarsch vom Parkplatz C zum Flughafengebäude waren wir endgültig munter. Das Einchecken ging äußerst rasch und war es auch kein Problem, dass wir kein Ticket in Händen hatten. Wir hatten das Arrangement recht günstig bekommen und flogen erstmals mit E-Tickets. Nach einem kleinen Frühstück hoben wir pünktlich um 07.30 Uhr mit einer Boeing 737-600 der Lauda namens "Innsbruck" ab. Die gezeigten Videos von Streichen mit versteckter Kamera haben den Flug rasch vergehen lassen und um 08.40 Uhr sind wir in Rom/Fiumicino gelandet. Wir mussten allerdings recht lange aufs Aussteigen warten, weil die Römer uns keine Treppe ans Flugzeug brachten. Schlussendlich durften wir doch aussteigen und nachdem wir unser Gepäck geholt hatten, konnte unser Rom-Trip losgehen.

Die Fahrt mit dem "Leonardo-Express" dauerte nur knapp 30 Minuten und kurz danach hatten wir unser Hotel "Taormina" in der Via Principe Eugenio nahe dem Bahnhof Termini gefunden. Das Hotel war nichts Besonderes, aber für 2 Nächte gut genug. Gegen 10.30 Uhr zogen wir mit Videokamera und Fotoapparaten bewaffnet, gutem Schuhwerk ausgerüstet und voller Tatandrang los.
Wir fuhren mit der Metro zu den Vatikanischen Museen, da wir gelesen hatten, dass am letzten Sonntag jeden Monats freier Eintritt wäre. Ob dem tatsächlich so war, wissen wir nicht, denn uns erwartete eine lange Menschenschlange vor den Kassen. Da die Museen um 13.45 Uhr schließen und wir mindestens eine Wartezeit von 1,5 Stunden prognostizierten, wäre sich eine Besichtigung nicht mehr ausgegangen. So schlenderten wir weiter Richtung Petersplatz und waren vorerst von den Menschenmassen nicht sonderlich beeindruckt, da wir wussten, dass heute (Sonntag) der Rom-Marathon stattfindet. Wir gerieten aber bald in einen Fußgänger-Stau - konnten weder vor noch zurück. Der Andrang galt aber nicht den Marathonläufern, sondern dem Papst. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, da wir zu klein waren, um über die Köpfe hinwegzusehen. Endlich am Petersplatz angekommen wurden wir von Tausenden Menschen empfangen und kurz darauf - es war mittlerweile 12 Uhr mittags - konnten wir das Angelus-Gebet mit Papst Benedikt XVI. miterleben. Das hatten wir weder beabsichtigt noch geplant, aber gewisse Dinge im Leben geschehen einfach. Nach dem Passieren der Sicherheitssperren vor dem Dom haben wir kurzerhand beschlossen, die Kuppel des Domes zu erklimmen. Zuerst fuhren wir ein kleines Stück mit dem Aufzug, die letzten 350 Stufen erklommen wir schnaufend und keuchend zu Fuß. Die Kuppel des Petersdoms ist das größte freitragende Ziegelbauwerk der Welt und bietet einen hervorragenden Panoramablick auf den Vatikanischen Komplex sowie das umgebende Rom. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 42,34 m. Der Blick von oben lohnte aber die Plage und wir stellten fest, dass sich die Tausenden Menschen mittlerweile wieder auf das restliche Rom verteilt hatten. Den Abstieg absolvierten wir ausschließlich zu Fuß und hatten so 900 Stufen in den Beinen. Nach der Besichtigung des Domes mit dem Grab von Petrus und der Pieta' von Michelangelo konnten wir dem freien Tisch in einem sonnigen Schanigarten nicht widerstehen und hat mich dort die WC-Frau des Lokales erheitert. Es gab 4 Toiletten, allerdings nicht nach Geschlecht getrennt. Wenn ein Mann das WC verließ, stürmte die Frau mit Desinfektionsmittel die Kabine - na ja, sie wird wohl wissen warum (grins).

Wir marschierten weiter bis zur Engelsburg. Diese war ursprünglich ein Grabbau für Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.), der den Bau in seinen letzten Regierungsjahren für sich und seine Nachfolger in Auftrag gab. Kaiser Septimius Severus ließ den Bau im Jahre 193 vollenden. Später wurde die Engelsburg integrativer Teil der Stadtbefestigung, die Kaiser Aurelian anlegen ließ. Die Engelsburg wurde durch ihre günstige Lage zur stärksten Festung Roms ausgebaut. Seinen heutigen Namen erhielt das ehemalige Hadrianeum als im Jahre 590 Papst Gregor der Große eine göttliche Vision hatte: ein Engel erschien ihm über dem Mausoleum und kündigte das Ende der damals herrschenden Pest an, indem er sein Schwert in die Scheide steckte. Heute so dargestellt in der bronzenen Engelsstatue aus dem Jahre 1753 auf der Spitze des Kastells. 1277 veranlasste Papst Nikolaus III., die Burg mit dem Vatikan durch einen unterirdischen Gang zu verbinden. In bedrohlichen Situationen suchten die Päpste immer wieder Schutz in der Engelsburg, die zeitweise auch die päpstliche Schatzkammer und das Geheimarchiv beherbergte. In 1500 Jahren wurde das Gebäude immer wieder umgewandelt, diente als kriegerische Schutzwehr, Kaserne und Gefängnis. Nach 1901 wurde es restauriert und als Museum eingerichtet.

Dann gingen wir weiter über die Engelsbrücke zur Piazza Navona, einem der charakteristischen Plätze des barocken Rom. Ursprünglich stand an dieser Stelle ein Stadion von 240 x 65 Metern, das von Kaiser Domitian gebaut worden war. Im Mittelalter fanden hier Pferderennen und Wasserspiele statt. Dort haben wir uns ein wenig an den Straßenkünstlern erfreut, bevor es weiterging. Das Pantheon war unser nächster Besichtigungspunkt. Es ist ein allen Göttern geweihtes Heiligtum. Ein zylindrischer Backsteinbau mit Giebelvorhalle, zwischen 118/125 und 128 n. Chr. im Auftrag von Kaiser Hadrian errichtet und der größte Rundtempel und Kuppelbau der Antike.

Anschliessend wurden die obligaten Münzen im Trevi-Brunnen versenkt. Der Trevi-Brunnen ist der größte und anspruchsvollste barocke Brunnen der Stadt. Sein Name leitet sich vom römischen Stadtteil Trevi ab, in dem er steht. Die Münzen werden regelmäßig von der Stadt Rom aus dem Wasser gefischt, die Einnahmen werden auf etwa 200.000 Euro im Jahr geschätzt.

Um 17.15 Uhr konnten wir noch die Kapuziner-Gruft an der Via Veneto besichtigen. Obwohl ich das schon zweimal gesehen habe, ist es immer wieder skurril. Die Wände und Decken der Gruft sind auf merkwürdig makabre Weise mit den Knochen von über 4000 Kapuzinermönchen verziert und dekoriert. Ziemlich müde haben wir uns in der Nähe in einen Schanigarten gesetzt und eine mittelmäßige Pizza gegessen. Das Bier (0,4 l um € 5,--) war zwar unverschämt teuer, hat aber gut getan. Die Heimfahrt mit der überfüllten Metro hat bei uns einen Lachkrampf ausgelöst, als sich ein Mann mit Gewalt mit dem Rücken voran in den Zug gedrängt hat und seinen so erkämpften Platz auch nicht aufgegeben hat, als bei nächsten Station Leute aussteigen wollten.. Da der Tag recht anstrengend war, sind wir bereits um 21 Uhr geduscht und gesalbt in unseren Betten gelegen.

Die Nachtruhe war durch die laut knatternden Zweiräder und vor allem die kreischenden und quietschenden Straßenbahnen und Autobusse gestört, aber wir sind um 7 Uhr voller Tatendrang aufgestanden und freuten uns auf ein herzhaftes Frühstück. 2 hohle und zähe semmelähnliche Gebilde lagen auf unseren Tellern, dazu gab es ein Eckerl Streichkäse, 2 Portionen Butter und 2 Portionen Marmelade. Wir konnten zwischen Kaffe, Tee und Kakao wählen - und das war auch schon das ganze Frühstück. Auch gut, denn so wurde keine Zeit bei einem üppigen Buffet verschwendet und wir konnten bald aufbrechen, denn wir hatten viel vor.

Die Fahrt in der wieder übervollen Metro bescherte uns einen Schweißausbruch nach dem anderen, bevor wir uns in der (heute noch längeren) Schlange vor den Vatikanischen Museen anstellten. Es ging allerdings schneller als befürchtet und bereits nach einer Stunde konnten wir staunend die Schätze bewundern. Den krönenden Abschluss bildete die Sixtinische Kapelle mit den wunderbaren Fresken von Michelangelo. Nach diesem mehr als 2-stündigen "Kulturschock" brauchten wir erstmal eine Erfrischung und dann stand noch einmal ein kurzer Besuch im Petersdom auf unserem Programm.
Anschließend sind wir durch die engen Gassen Roms spaziert, haben uns einen Imbiss in Form eines zähen Weckerls mit Käse, Schinken und einem Salatblatt gegönnt - auf einem Bankerl zwischen Mopeds und Telefonzellen - und sind zur Spanischen Treppe gegangen. Diese geht zurück auf die städtebaulichen Ambitionen Papst Innozenz XIII. Vor dem Bau der Treppe wurde der wild bewachsene Abhang, der von der Kirche zur Piazza di Spagna hinabführte, als unpassender Abschluss des inzwischen bebauten Stadtgebietes empfunden. Die Piazza di Spagna bezog ihre Bedeutung vor allem von der spanischen Botschaft beim Vatikan, die hier ihren Sitz hatte. Der Platz vor der spanischen Botschaft war spanisches Hoheitsgebiet und jeder Ausländer, der sich dort ohne Genehmigung aufhielt, konnte zum Dienst in der spanischen Armee verpflichtet werden. Auch ein Asylrecht gegenüber dem Vatikan konnte hier gewährt werden. Nach einem ersten Blick auf das Bauwerk galt der zweite einem Lokal. Wir haben uns mit Kaffe und Eis gestärkt und konnten dann die unzähligen Stufen bewältigen.
Die Piazza del Popolo mit den Zwillingskirchen war unser nächstes Ziel und konnten wir auch dort einem Schanigarten nicht widerstehen. Unsere Schritte wurden immer langsamer und die Schmerzen immer größer. Wir wollten noch einen kurzen Spaziergang in der Parkanlage der Villa Borghese (sie war der Sommerpalast des Borghesischen Fürstengeschlechts, mit ausgedehnten Parkanlagen (ca. 5 km² groß), einst weltberühmt wegen ihrer Schätze antiker Kunst) unternehmen. Wir dachten an ein sonniges Bankerl und an Ausrasten und mit der Seele baumeln. Doch es sollte anders kommen.

Rocco hat uns aufgegabelt !! Ein Römer, ca. Mitte 50, prämierter Barmixer. Wir plauderten ein wenig und er bot uns an, mit uns eine Stadtrundfahrt zu unternehmen. Wir waren ein wenig skeptisch, doch schließlich meinte er, wir wären zu zweit und er alleine - wenn sich jemand fürchten müsse, dann er. So haben wir lachend sein Angebot angenommen und er zeigte uns in ca. 2 Stunden einige Plätze in Rom, die wir ohne ihn sicher nicht gesehen hätten. Wir konnten vom Hügel Gianicolo nicht nur das Denkmal von Garibaldi bewundern, sondern auch einen grandiosen Blick auf Rom und seine Umgebung genießen, bekamen einen Einblick in den chaotischen Verkehr der 3-Millionenstadt und so nebenbei auch einiges Wissenswertes über die Stadt und seine Bewohner zu hören.

Auch den "Mund der Wahrheit" hat er uns gezeigt. Das ist eine übermannshohe marmorne Maske, die im antiken Rom als Abschluss einer Wasserleitung bzw. als Wasserspeier für einen Brunnen diente. Einer mittelalterlichen Legende nach verliert jeder seine Hand, der sie ihr in den Mund legt und dabei nicht die Wahrheit sagt. Im Mittelalter wurde manchmal mit dem Schwert nachgeholfen. Leider konnten wir nicht ausprobieren, ob seine Liebesbeteuerungen wirklich stimmten, denn es war bereits mit einem Gitter abgesperrt. Gegen 19 Uhr hat uns Rocco in der Nähe des Trevi-Brunnens beim Quirinal abgesetzt. Das ist einer der sieben Hügel des klassischen Rom. Der Sage nach befand sich auf dem Quirinal eine Siedlung der Sabiner. Diese hatten hier Altäre zu Ehren ihres Gottes Quirinus errichtet, die dem Hügel den Namen gaben. Da wir Hunger verspürten, haben wir uns eine Kleinigkeit bestellt, aber irgendwie hatten wir kulinarisch kein gutes Händchen. Doch den Trevi-Brunnen bei Nacht zu sehen - schön beleuchtet, aber ohne Wasserplätschern - hatte auch seinen Reiz. Wir sind zur Piazze Navona geschlendert und von dort mit einem Taxi zum Hotel gefahren. Gegen 21.30 Uhr sind wir angekommen und eine Stunde später waren wir bereits im Tiefschlaf.

Unser letzter Tag begann wieder mit einem kargen Frühstück. Wir deponierten unser Gepäck bei der Rezeption und fuhren mit dem Bus zum Kolosseum, dem größten im antiken Rom erbauten Amphitheaters und des größten geschlossene Baues der römischen Antike überhaupt. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 80 wurde das Kolosseum nach der Überlieferung des Cassius Dio mit hunderttägigen Spielen eröffnet, unter anderem mit Gladiatorenkämpfen und nachgestellten Seeschlachten. Die Zuschauer konnten durch über 80 Eingänge in die Arena gelangen. Es konnten nach heutigen Berechnungen ca. 50.000 Zuschauer Platz finden. Seine Breite beträgt 156 Meter, die Länge 188 Meter, der Umfang 527 Meter, die Höhe 48 Meter. Nach dieser Besichtigung - natürlich wieder über unzählige Stufen - schlenderten wir durch das Forum Romanum und versuchten, uns das alte Rom vorzustellen.
Über das Kapitol, einen weiteren der 7 Hügel Roms, gelangten wir zur Reiterstatue von Marc Aurel. Über die Cordonata-Treppe gelangten wir zur Piazza Venezia und gönnten wir uns dort eine Pause. Frisch gestärkt nahmen wir die insgesamt 205 Stufen des Nationaldenkmales für Vittorio Emmanuele II. in Angriff. Es ist das nationale Denkmal in Rom, das der italienischen Reichsgründungsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem ersten König des neu gegründeten Italiens, eben Vittorio Emmanuele II., gewidmet ist. Die Römer nennen das Monument wegen seiner Form auch Schreibmaschine oder Hochzeitstorte, weil der schneeweiße Marmor aus der erdfarbenen Umgebung grell hervorsticht. Wie bei vielen nationalen Denkmalen üblich, findet man auch hier das Denkmal des unbekannten Soldaten und den Altar des Vaterlandes.
Nachdem wir uns die 205 Stufen wieder hinuntergequält hatten, pilgerten wir zur Tiber-Insel und konnten dort die noch erhaltene, 62.v. Chr. errichtete, Pons Fabricius, die älteste Steinbrücke bewundern und über sie nach Trastevere spazieren. Mittlerweile machte sich wieder Hunger breit, aber alle Lokale auf unserem Weg hatten geschlossen. So fuhren wir mit einem Bus wieder zur Piazza Venezia und kehrten dort ein. Nach einem kleinen Imbiss gingen wir ein Hauseck weiter und gönnten uns noch etwas Süßes.
Da unser Aufenthalt langsam, aber sicher dem Ende zuging, fuhren wir zum Bahnhof Termini und kauften uns Tickets für die Fahrt zum Flughafen. Im Hotel konnten wir noch ein wenig relaxen und um 16.50 Uhr fuhren wir nach Fiumicino. Bereits um 17.30 Uhr hatten wir eingecheckt. Die Zeit bis zum Abflug vertrieben wir uns mit Bummeln, Rolltreppe fahren und vor dem Gebäude mit "frische Luft schnappen". Es ist ein Jammer in solch raucherfeindlichen Ländern!
Um 20.10 Uhr hoben wir mit einem Airbus A 319 der AUA namens "Baku" ab. Der Flug verlief ohne besondere Highlights und um 21.30 Uhr sind wir in Wien bei strömendem Regen und 10 Grad gelandet.
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